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Februar 2019

Die Stadt Bergen führt seit vielen Jahren erfolgreich die Anne-Frank-Friedenstage in Bergen durch. Im Rahmen dieser internationalen Schülerbegegnung organisiert die Konrad-Adenauer-Stiftung Workshops zur medialen Aufarbeitung durch die Schüler

Die 16. Anne-Frank-Friedenstage fanden vom 11.-16.06 in Bergen statt. Jugendliche aus Polen, Tschechien, den Niederlanden und Niedersachsen trafen sich unweit des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Sie übernachteten gemeinsam im Reiterhof Bleckmar, einer ruhigen Unterkunft mit ausgezeichneter Verpflegung. Bereits am Montag wurden die 35 Jugendlichen von den Teamern Kerstin Strack, Michael Krebs und Esther Gardei in Workshopgruppen aufgeteilt. Unter dem Motto „Tagebuch vs. Videoblog“ bildeten sich so sechs Gruppen: Eine Tagebuchgruppe, die unter der Anleitung von Michael Krebs klassische Tagebucheinträge verfasste; eine Foto-Gruppe von Kerstin Strack, die die Veranstaltung in Bildern festhalten sollte; Ein Social-Media-Team um Katharina Hoopmann, das für Instagram-und Facebook-Berichterstattung zuständig war, sowie ein „Redaktionsteam“, das unter der Anleitung von Esther Gardei einen ganzen Internetblog gestaltete. Eine weitere Gruppe erstellte einen Video-Film über die Veranstaltung. Der Experte Rainer Milzkott half bei der technischen Umsetzung dieser kreativen Aufgabe.

Nachdem die Gruppen eingeteilt wurden, bekamen die Jugendlichen die ersten kleinen Arbeitsaufträge für ihre Besuche der Gedenkstätten und des Museums für Kommunikation in Berlin. Am Montagnachmittag besuchten die Jugendlichen die Gedenkstätte Bergen-Belsen, unter anderem auch die Sonderausstellung „Kinder im KZ“. Der Besuch wurde von Katharina Hoopmann, der Pressesprecherin der Stadt Bergen und von den Lehrerinnen, sowie den Teamern begleitet. Hier hielten die Jugendlichen ihre Eindrücke in Notizheften, Tagebüchern oder vor der Kamera fest. Am Dienstag stand der Ausflug nach Berlin auf dem Programm: Neben einem Spaziergang durch Berlin Mitte, dem Besuch des Denkmals für die ermordeten Juden Europas, stand auch die Besichtigung der Topographie des Terrors an: Anders als bei der Gedenkstätte Bergen-Belsen handelt es sich hier um ein Informationszentrum, das die Täterperspektive in den Blick nimmt. Die Jugendlichen konnten dem Pressesprecher der Topographie ihre Fragen stellen und die Internetblog-Gruppe sogar ein Interview üben, das sie auf Video aufzeichneten. Das Medienmuseum stellte eine wichtige Ergänzung dar, hier die wichtige Verbindung zum Thema des Seminars „Tagebuch vs. Videoblog“ ganz praktisch hergestellt: Das Museum für Kommunikation Berlin bringt Vergangenheit und Zukunft unter ein Dach: Mit der Dauerausstellung macht es die Herkunft, die Entwicklung und die Perspektiven der Informationsgesellschaft erleb- und begreifbar.

Am Mittwoch hielt Esther Gardei im Rathaus einen Vortrag „Ethik und Recht: Fake-News, Lügenpresse und Souffleure? Von Ethik und Recht im journalistischen Arbeitsalltag“, der noch einmal aktuelle Bezüge herstellte und die Jugendlichen über Rechte und Pflichten deutscher Journalisten informierte. Esther Gardei konnte als Journalistin über ihre Alltagserfahrungen berichten und den Jugendlichen Nachfragen zu eigenen Recherchen beantworten. Der Vortrag beeindruckte vor allem die Jugendlichen aus Tschechien, die Einschränkungen der Pressefreiheit aus ihrem eigenen Land kennen. Michael Krebs erklärte in seinem Vortrag „Fake-News. Das gab es immer schon!“ anhand des Beispiels des Ritualmordes, die fatalen Wirkungen von Falschinformationen seit dem Mittelalter. Die Jugendlichen stellten im Anschluss an die Vorträge in der gemeinsamen Diskussion fest: Qualitative Berichterstattung ist wichtig, um die Demokratie zu bewahren. Der NS konnte durch Propaganda manipulieren und sogar auf antisemitische „Fake-News“, Narrative aus dem Mittelalter aufbauen.

Bis Freitag beschäftigten sich die Jugendlichen in den unterschiedlichen Workshop-Gruppen. Im Internetblog-Workshop schrieb ein Mädchen aus Niedersachsen den Text: „Der Besuch in Bergen-Belsen und wie er sich in mir anhörte“ und lernte die Vorteile digitaler Berichterstattung fürs Story-Telling kennen: Sie zeichnete eine eigene Klavier-Improvisation auf Tonband auf und unterlegte ihn auf der Internetseite dem Geschriebenen. So können ihre Eindrücke gehört und gelesen werden. Ein anderes Mädchen aus den Niederlanden, hatte am Dienstag, den 12.06. 2018, am gleichen Tag Geburtstag, wie Anne-Frank. Sie schrieb ihr eine Geburtstagsgeschichte. Andere kreative Formate wie Poetry-Slams, Gedichte, klassische Nachrichten, Interviews und Videos können auf der Blogseite nachgelesen werden. Die Teilnehmer stellten ihre Ergebnisse am Freitag im Rathaus der Stadt vor. Unter den anwesenden Gästen befanden sich Vertreter der Stadt, der Gedenkstätte Bergen-Belsen und der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie Medienvertreter. Die Besucher waren beeindruckt über die Ergebnisse, die in den Workshops von Mittwoch bis Freitag erarbeitet worden waren. Besonders auch von Foto-Ausstellung, die im Rathaus zu sehen sein wird, bevor sie möglicherweise nach Polen, Tschechien oder Niederlande weitergegeben wird, um auch hier den Mitschülern der Teilnehmer präsentiert zu werden. Ein weiterer Höhepunkt der Abschlusspräsentation war der achtminütige Film, den die Teilnehmer in nur einer Woche gemeinsam erstellt haben.

Die Veranstaltung endete am Freitag, 16. Juni 2018 mit einer gemeinsamen Barbecue-Grill-Party bei Chrishans Partyparadies, das die gesamte Woche für ein ausgezeichnetes Catering für die Jugendlichen gesorgt hatte. Die 16. Anne-Frank-Friedenstage waren ein voller Erfolg, ein Zeichen von Freundschaft und Frieden für die Jugendlichen, in Zeiten, in denen sich ihr Europa von Rechtsextremismus und Rassismus herausgefordert sieht.

Die Autorin Esther Gardei ist Stipendiatin der Journalistischen Nachwuchsförderung (JONA) der Konrad-Adenauer-Stiftung und war als Referentin bei den Anne Frank Friedenstagen.