Anne-Frank Oberschule - Aussenansicht

www.oberschule-bergen.de: Aktuelles

Wolfsexpertin Elli H. Radinger zu Gast in der 8c

Im Rahmen des Projektes „Wölfe als Nachbarn“ hielt die Wolfsexpertin Elli H. Radinger einen Vortrag mit dem Thema „Wölfe für Kids“.

Elli Radinger, die schon seit 26 Jahren wildlebende Wölfe erforscht, erzählte zunächst etwas über verschiedene Wolfsarten und ihre Kennzeichen und über die Unterschiede zwischen Gehegewölfen und freilebenden Wölfen, die viel friedlicher miteinander umgehen. Die wenigsten Menschen wissen, dass Wölfe ständig ihre Zuneigung zeigen, z.B. durch Mundwinkellecken.

Außerdem sind sie sehr fürsorglich, kranke Tiere werden z.B. gesund gepflegt. Gibt es nicht genügend Nahrung, reproduzieren Wölfe sich nicht.

Frau Radinger berichtete auch von ihrer Forschungsarbeit und reichte ein Radio-Halsband herum. Früher haben die Wölfe sich diese Halsbänder gegenseitig abgekaut, selbst Halsbänder mit Stahleinlagen, darum verwendet man heute Bänder mit Zacken nach außen. Wölfe kann man nur ein Mal besendern, weil sie sich nach dieser Erfahrung nie wieder einfangen lassen. Heute werden die Bänder abgesprengt. Hat ein Wolf sich fünf Stunden nicht bewegt, ist er tot (Todsignal).

Ein weiteres interessantes Thema war die Jagd. Dabei sind es nicht die Leittiere, die die Jagd anführen, wie viele vermuten, sondern die kräftigen Hetzer. Die Eltern vollziehen jedoch den Todesbiss, weil man dafür viel Erfahrung benötigt. Wird ein Leitwolf getötet, fehlt den Jungen die Erfahrung und sie fangen an, alles zu töten, was leicht zu bekommen ist, z.B. auch Schafe, die in Wolfsgebieten besonders geschützt werden müssen.

Ein Wolf benötigt ca. 2 kg Fleisch am Tag. Wer glaubt, dass Wölfe reine Fleischfresser sind, der irrt, sie fressen alles, auch Obst, Gemüse und Fisch, allerdings fressen sie keinen Mageninhalt. Von einem Kadaver fressen nicht nur Wölfe, sondern auch viele andere Tiere.

Schließlich ging Frau Radinger auf das Thema Angst vor Wölfen ein: Man hat Angst vor allem, was man nicht kennt. In den letzten 50 Jahren wurden in Europa neun Menschen durch wilde Wölfe getötet, in fünf Fällen war Tollwut im Spiel, in vier Fälle handelte es sich um angefütterte Wölfe. Dagegen sind allein im letzten Jahr fünf Menschen von Kühen getötet worden und weltweit starben 300 Menschen an Kugelschreibern. Was mache ich aber, wenn ich einem Wolf begegne:

  • Stehen bleiben
  • Breitbeinig hinstellen und groß machen
  • Laut rufen (nicht mit hoher Stimme sprechen)
  • In die Hände klatschen
  • Zurückgehen

 Auf keinen Fall sollte man mit Gegenständen werfen, weil es einen Jungwolf neugierig machen könnte!
Im Wolfsgebiet sollte man Hunde immer anleinen und bei einer Begegnung zu sich nehmen, dann wie oben verfahren.

Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, sollte ich auf jeden Fall absteigen! Einen Wolf sollte man niemals füttern, da gefütterte Wölfe immer die Nähe von Menschen suchen. Für Wölfe ist es völlig normal, durch ein Dorf zu laufen, da es zu ihrem Lebensraum gehört. Sie haben auch keine Angst vor Autos, die sie nicht mit Menschen verbinden.

Schließlich ging Elli Radinger noch auf das Thema Herdenschutz ein. Er kostet viel Geld, wird jedoch vom Staat bezuschusst. Zu den Schutzmaßnahmen zählen die Herdenschutzhunde, in Rumänien z.B. gibt es sie schon seit Jahrhunderten, Elektrozäune, Litzenzäune, Esel und Lamas! Am besten ist eine Kombination, z.B, aus Herdenschutzhund und Elektrozaun.

Neben den Kosten, die eine Umstellung auf das Leben mit Wölfen verursachen, gibt es aber auch die Möglichkeit, damit Gewinn zu machen. Im Yellowstone Nationalpark macht man Milliardengewinne mit dem Wolfstourismus. Auch gibt es Schäfer, die ihre Wolle mit dem Siegel „Predator friendly“ verkaufen. Dieses Siegel bürgt dafür, dass sie keine Wölfe töten, um ihre Herde zu schützen.

Es war ein interessanter Vortrag, der uns gezeigt hat, dass es durchaus möglich ist, mit Wölfen als Nachbarn zu leben.

Zurück